Bayrische Künstler ließen sich etwas einfallen, wie sie auch in der Pandemie ihre Werke zeigen können.
Keine Kunst wegen Corona?
Die Gemeinschaft Bildender Künstler in Straubing zeigt ihre Werke trotz der Pandemie. Sie hat ihre Ausstellung kurzerhand in das Impfzentrum der Stadt verlegt. „Normalerweise kommen die Menschen zur Kunst, hier kommt die Kunst zu den Menschen“, sagt Vereinsvorsitzender Erich Gruber. Künstler aus der Region hätten auf diese Weise die Gelegenheit bekommen, zu zeigen, „dass es uns noch gibt“.
Seit Donnerstag sind in der Messehalle rund 80 Gemälde, Skulpturen, Objekte und Installationen von 42 Künstlern zu sehen. Festes, graues Tuch, aufgehängt an Metallgestänge, dient jeweils als Trennwand zwischen den verschiedenen Stationen des Impfzentrums. Die zumeist kräftig bunten Bilder bringen eine lebendige Atmosphäre in die Corona-Tristesse, die seit Monaten das Land im Griff hat.
Bilder und Skulpturen für die Wartezeit
Weiße Stühle stehen mit dem notwendigen Abstand aufgereiht in den Wartebereichen. „Hier haben die Menschen Zeit“, sagt Gruber. Dass hier auch ein Publikum angesprochen wird, das sonst vielleicht nicht in eine Ausstellung gehen würde, findet er besonders spannend. „Ich hoffe, dass eine stille Kommunikation mit der Kunst stattfindet und dass sich die Menschen Fragen stellen.“
Die Ausstellung hätte eigentlich zu Weihnachten im Herzogsschloss in Straubing eröffnet werden sollen, wurde jedoch wegen der Coronakrise abgesagt. Die Idee mit dem Impfzentrum kam von Künstler Alfred Dick. Mit einem Anruf beim Oberbürgermeister der Stadt, Markus Pannermayr (CSU), sei die Sache schnell und unkompliziert geregelt gewesen, berichtet er. Die Exponate wurden in die Messehalle verfrachtet und die Feuerwehr – die ohnehin mit dem Aufbau des Impfzentrums beschäftigt war – half beim Aufhängen.
Vorbild für andere Städte?
Straubings Rathauschef sagt: „Entscheidend ist, dass hier geimpft werden kann. Aber die Atmosphäre soll auch stimmen.“ Und Alfred Dick wünscht sich, dass dieses – bundesweit bisher wohl einmalige – Projekt eine Initialzündung für andere Städte sein könnte. Vielleicht könnte es auch in die Zeit nach Corona hineinwirken, indem dann mehr öffentliche Einrichtungen für Ausstellungen geöffnet werden, so Dick.
Aus Sicht von Bayerns Kunstminister Bernd Sibler (CSU) hat die Aktion Vorbildcharakter. Sie zeige, dass sich Kunst und Kultur auch unter widrigen Umständen ihren Weg zum Publikum bahnen könnten. „Ausstellung und Impfzentrum passen auch sinnbildlich gut zueinander: Die Kunst schenkt uns wie die Impfung Hoffnung und Halt in diesen schwierigen Zeiten“, sagt der Minister. Er ermutigt Kulturschaffende, diesem Straubinger Beispiel zu folgen.
(apa/dpa)Stühle mit Abstand und Gemälde für die Wartezeit: das Impfzentrum von Straubing ist auch gleichzeitig Museum geworden. © APA / dpa / Armin Weigel
Echo in den Medien:
https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/kultur/kunst/2088555-Kunst-im-Impfzentrum.html
https://www.br.de/nachrichten/bayern/straubing-hat-wohl-einziges-impfzentrum-mit-kunst,SKRNCGL
https://www.svz.de/deutschland-welt/kindernews/bilder-zeigen-impfen-lassen-id30917502.html
https://www.radio-bamberg.de/wie-kuenstler-der-krise-trotzen-ausstellung-im-impfzentrum-8330329/#
https://www.rtl.de/cms/kuenstler-verlegen-ausstellung-ins-impfzentrum-4684128.html
https://www.mainwelle.de/wie-kuenstler-der-krise-trotzen-ausstellung-im-impfzentrum-3028481/#
https://www.zeit.de/news/2021-01/14/wie-kuenstler-der-krise-trotzen-ausstellung-im-impfzentrum