Waiting chairs
Installation von Fred Dick im Schauraum Galerie RAVEN
Die Kultur steht still, zumindest was öffentliche Veranstaltungen betrifft. Die kreative Arbeit der Künstler jedoch steht nicht still. So auch bei Fred Dick, der nicht nur Kult(UR)wirt des Raven ist, sondern auch bildender Künstler. Die derzeitige Situation in der Coronakrise hat ihn zu einer Rauminstallation animiert. „Waiting chairs“ ist der elementare Titel der Arbeit, bestehend aus 13 Barhockern, zwei wächterhaften Metallobjekten und einer popartigen Grafik. Nimmt man einen aufmerksamen Blick durch das große Schaufenster der Galerie Raven in der Rosengasse 34, schrillen dem Betrachter optisch exakt ausgemessen aufgereihte leuchtend orangefarbene Sitzgelegenheiten mit silbermetallenem Gestell entgegen. Nein – keine Verkaufsausstellung von Gastronomie- oder Friseurgestühl! Es sind nigelnagelneue Barhocker, eine Investition, die Fred Dick sich vom „Spielstättenpreis für besondere Livemusikprogramme“ geleistet hat, und die nunmehr symbolträchtig bisher unbenutzt und unbesetzt den kahlen Raum dominieren: Keine Konzerte, keine Kabarettabende, keine Theaterabende, keine Ausstellungen. Die Bühnen und die Zuschauerräume bleiben leer. Eine Existenzfrage für Kulturschaffende, die der Allgemeinheit so viel an Optimismus, Sinnhaftigkeit, Abwechslung und Freude im Alltag und darüber hinaus bieten. Mitmenschen, metaphorisch assoziiert durch den „Lebensläufer“, der bewegungsfreudig und zungebleckend nach dem Leben giert! Drei Augen, drei Finger, drei Haare. Die Kraft der Drei ist universell: Himmel, Erde, Wasser – Geburt, Leben, Tod – Morgen, Mittag, Abend – Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft. Die mystische Bedeutung der Zahl drei deutet darauf hin, dass drei für „alles“ stehe. Die Triade ist Leben. Die abstrakte schwarze Strichfigur auf schwarzem Grund ein Symbol für die Lebensfreude! Allerdings brennt sie rundum. Die Figur ein Synonym für unsere moderne freie Gesellschaft? Betritt man den Raum und betrachtet den „Lebensläufer“, dann erscheint gespiegelt auch die Figur des Betrachters im glänzenden Schwarz. Jeder einzelne ist damit unweigerlich gemeint. Besinnung! Spiegelt sich im Bild und im Schaufenster auch eine neue zukünftige Zeit wider? Eine Zeit einer veränderten Zuversichtlichkeit, einer neuen Menschlichkeit und einer Zeit von verbindenden kulturellen Werten? Die orangefarbenen Stühle warten schon sehnlichst darauf, dass sie von den Menschen wieder besetzt werden. „Orange steht für Lebensfreude, Neugier und Kreativität. … Die Farbe Orange verbindet die Wärme von Rot mit der Strahlkraft des Gelb. Orange steht für das Leben, es ist stimmungsaufhellend, stimulierend und symbolisiert Kräftigung, Fröhlichkeit und Jugend.“
Erich Gruber